Online-Seminar

Agile Systementwicklung und Funktionale Sicherheit

Termin: 21. Mai 2021, Uhrzeit: 09:00 - 13:00 Uhr

Im Zentrum unserer Aktivitäten steht die Förderung des aktiven Austauschs von Unternehmen zu agiler Systementwicklung. Dies möchten wir auf verschiedenen Wegen tun und Sie, neben der Zusammenarbeit an unserer Microsite, ebenfalls herzlich zur Teilnahme an unserem Online-Seminar „Agile Systementwicklung und Funktionale Sicherheit“ einladen. Im Rahmen des Seminars wollen wir die Gelegenheit nutzen und Sie an den Erkenntnissen verschiedener Unternehmen im agilen Entwicklungsprozess teilhaben lassen.

Dabei sollen unter anderem die folgenden Fragestellungen behandelt werden:

  • Welche Aspekte sollten beim Einsatz agiler Methoden berücksichtigt werden?

  • Welche Handlungsempfehlungen existieren im Umgang mit der aktuellen Normung?

  • Wie kann agile Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg gelingen?

Obwohl sicherheitskritische Systeme mit hohen Anforderungen verbunden sind, treten auch hier vermehrt die Vorteile der Anwendung agiler Entwicklungsmethoden in den Vordergrund. Unter Berücksichtigung der Herausforderungen, die sich bei der Anwendung ergeben, wird das Thema „Funktionale Sicherheit“ einen Schwerpunkt des Online-Seminars darstellen.

Als wichtige Grundlage für die bisherige und zukünftige breite und praxisnahe Zusammenarbeit von Unternehmen möchten wir außerdem das gemeinsame Projekt „Plant-Watcher“ vorstellen.

Block 1: 09:00 - 10:00

Begrüßung & kurze Einführung und Ortsbestimmung zur Agilität

Martin Schleicher, Continental AG
Frank Sazama, KUGLER MAAG CIE

Plant Watcher – Blaupause einer agilen Systementwicklung

Sebastian Wolf,  Weidmüller 

Die Digitalisierung von Produktionsstätten stellt sowohl Betreiber und Integratoren als auch Ausrüster vor große Herausforderungen: Projekte in diesem Umfeld sind häufig nicht mehr kompliziert, sondern komplex. Während der Entwicklung eines solchen Projektes ändern sich technische Aspekte, Vorgehensweisen, Organisationsstrukturen und möglicherweise auch das komplette Geschäftsmodell. Oberdrein soll die dabei entwickelte Lösung schnell und kontinuierlich in den Markt ausgerollt werden.

Anhand eines fiktiven aber durchaus sehr praxisnahen komplexen Digital-Projektes aus dem industriellen Umfeld werden die Vorteile einer agilen Denk- und Herangehensweise vorgestellt.

Zunächst werden Ausgangslage und Problemstellung kurz skizziert. Im Anschluss wird der Verlauf des Projektes unter Hervorhebung ausgewählter Aspekte des technischen, organisatorischen und ökonomischen Pfades vorgestellt.

Block 2: 10:00 - 11:00

Ein Reifegrad-Modell für die (agile) Produktentwicklung

Dr.-Ing. Oliver Becker, ABB Corporate Research

Eine Definition und Quantifizierung des technologischen Reifegrades einer neuen Entwicklung wurde erstmals von der NASA angegeben und wird zunehmend auch von anderen Organisationen genutzt. Im Projektmanagement hilft der sog. TRL (Technology Readiness Level), die Erwartungshaltung aller bei einem Projekt beteiligten Parteien abzugleichen, indem die technische Reife des zu übergebenden Ergebnisses anhand einer anerkannten Skala festgelegt wird.

In diesem Vortrag wird nun das o.g. Prinzip um zwei weitere wesentliche Aspekte erweitert, nämlich die Commercial Readiness und die Organisational Readiness. Der Commercial Readiness Level (CRL) beschreibt dabei die Reife des Zielmarktes, der Organisational Readiness Level (ORL) die Fähigkeit der Organisation, das angestrebte Produkt zu entwickeln, zu fertigen, zu vertreiben und entsprechenden Service anzubieten.

Die Beachtung aller drei o.g. Aspekte sind für eine erfolgreiche Produkteinführung unabdingbar. Dabei schaffen die Festlegung von Start- und Ziel CRL, ORL und TRL ein hohes Maß an Transparenz für alle Beteiligten und hilft dabei, potenzielle Hürden gleich von Beginn an zu identifizieren.

Was tun, wenn ein agiles Team nicht ausreichend ist? - Notwendige Gestaltungsprinzipien für eine moderne Organisation

Frank Sazama, KUGLER MAAG CIE

Über die notwendigen Eigenschaften eines einzelnen agilen Teams, das aus 8-10 Personen besteht, ist viel geschrieben und bekannt. Wie sollte aber eine Organisation gestaltet sein, in der 60, 80 oder noch mehr Personen beteiligt sind? Die einfache Erweiterung eines Teams schließt sich durch die exponentielle Steigerung der Kommunikationsbeziehungen und dem damit einhergehenden Leistungsverlust aus. Skalierungsmodelle könnten als fertige „Blaupause“ einer Ablauforganisation genutzt werden. Aber sind diese Lösungen passend, sind sie ausreichend, können die individuellen Wege zur Erreichung überhaupt allgemeingültig beschrieben werden? Fragen über Fragen, deren Antworten im Einzelfall sehr individuell ausfallen werden. Um der Individualität und der Frage nach der Vollständigkeit Rechnung zu tragen, werden in diesem Beitrag Grundprinzipien und Grundvoraussetzungen genannt, die bei der Gestaltung einer modernen Organisation eine ganzheitliche, systemische Orientierung geben und somit den Grundstein einer individuellen Gestaltung darstellen.

Block 3: 11:00 - 12:00

Agilität in Safety Projekten – geht das?

Frank Poignée, Infoteam Software AG

Für den Software Sicherheitslebenszyklus wird in der IEC 61508 zwar das V-Modell und dessen Lebenszyklusphasen als Referenz definiert, es ist aber ein Tailoring des Entwicklungsprozesses erlaubt, wenn alle Ziele und Anforderungen in den Lebenszyklusphasen entsprechend der Norm erfüllt werden.

Agile Softwareentwicklung stellt sich als Ziel, den Entwicklungsprozess flexibler und schlanker zu machen, als das bei z. B. dem V-Modell der Fall ist.

Vorgestellt werden Aspekte für die Gestaltung eines agilen Entwicklungsprozesses für Safety Projekte, der die Ziele und Anforderungen in allen Phasen des Lebenszyklus entsprechend der IEC 61508 erfüllt und es wird zur Diskussion gestellt, ob sich wirklich alle Aufgaben „besser agil“ bewältigen lassen.

Einführung in die Anwendung agiler Methoden in der Entwicklung sicherheitsrelevanter Automobil-Software

Steffen Kuhn, Elektrobit Automotive GmbH

Wenn agile Methoden in einem Unternehmensbereich eingeführt werden sollen, der sicherheitsrelevante Software entwickelt, gibt es häufig Entgegenhaltungen, dass dies nicht zulässig wäre oder nicht funktionieren würde. Analog dazu ist es in der Regel nicht einfach, ein bereits agil arbeitendes Team an die Entwicklung sicherheitsrelevanter Software heranzuführen.

Beim ZVEI wurde in einer Arbeitsgruppe ein Dokument erarbeitet, das häufige Missverständnisse aufzeigt und aufklärt, sowie einige pragmatische Lösungsansätze vorschlägt, um agile Methoden und Funktionale Sicherheit miteinander zu vereinbaren.

Block 4: 12:00 - 13:00

VDA-Empfehlung „Agile Collaboration“ (Rotband)

Dr. Martin Hurich, Robert Bosch GmbH

Die VDA-Empfehlung „Agile Collaboration“ wurde am 17.02.2021 seitens VDA QMA freigegeben.

Ziel des Dokuments ist es, neue Formen von Entwicklungspartnerschaften für Software-basierte Systeme und Services zwischen Organisationen bzw. Unternehmen zu fördern. Dabei wird besonderer Wert auf höchste Kundenzufriedenheit und Qualität gelegt.

Das Dokument definiert eine einheitliche Begriffswelt und enthält Empfehlungen bzgl. Vorgehensweisen und erforderlicher Ergänzungen der agilen Vorgehensmodelle auf der Ebene der Zusammenarbeit. Enthalten sind typische Rollen und Verantwortlichkeiten, Artefakte der Zusammenarbeit und erforderliche Prozessschritte.

Für die Anbahnung und Durchführung einer solchen Zusammenarbeit wird ein Prozess zur Initiierung, Vereinbarung und Durchführung vorgeschlagen.

Des Weiteren werden beispielhafte Use Cases für unterschiedliche unternehmensübergreifende Zusammenarbeitsmodelle behandelt, wobei explizit auch auf anzuwendende Standards (z.B. ISO 26262) Bezug genommen wird.

Fragen & Zusammenfassung und Ausblick / Mitarbeit am Plant Watcher

Martin Schleicher, Continental AG
Peter Joost , Honeywell | Building Technologies | Fire