Agile Organisation

Kernpunkte:

  • Die agile Netzwerk-Struktur entsteht in der Produktentwicklung durch die Ausrichtung an der funktionalen Architektur und damit am Wert für den Kunden. 
  • Die Grundeinheiten (Teams) übernehmen langfristige Verantwortung, geben Stabilität und gelten als Basis für ein fraktales Muster innerhalb der gesamten Organisation. 
  • Communities of Practice unterstützen durch Erfahrungstransfer, Weiterentwicklung, Kommunikation von Vision und ganzheitlicher Orientierung 

 

Wie wird eine agile Organisationsstruktur entwickelt?

Die Organisation muss einen flexiblen, produkt- und kundenorientierten Rahmen schaffen. Dies wird durch kleine, stabile und selbstbestimmte Teams erreicht, die domänenübergreifend auf eine gemeinsame Vision ausgerichtet sind. Das traditionelle Management und interne Abteilungen unterstützen die Teams als Dienstleister. „Communities of Practice“ gewährleisten den Transfer von Erfahrungen sowie die persönliche und organisatorische Entwicklung. Stabilität muss innerhalb der Teams gegeben sein, während die dynamische Kopplung dieser Teams organisatorische Flexibilität schafft. 

Die agile Organisation ist nicht mehr durch klassische Positionen oder Stellen geprägt, sondern durch Rollen. Rollen repräsentieren Verantwortung und bilden die Grundlage organisatorischer Flexibilität mit einer klaren und jeweils spezifischen Fokussierung. Rollen können deutlich leichter den notwendigen Gegebenheiten angepasst werden und führen nicht zu einem individuellen Status. Am Beispiel von SCRUM sind im Folgenden notwendige, aber auch optionale Rollen dargestellt.

Developer

  • Detailliertes technisches Fachwissen
  • Als Teil eines funktionsübergreifenden oder spezialisierten Teams, das miteinander vernetzt ist und aus 8-15 Personen besteht, meist an einem Standort (in der Automobilindustrie)

Verantwortung

  • für die Wertschöpfung durch Entwicklung, Integration und Bereitstellung
  • für die Generierung kreativer Ideen zur Produktentwicklung und Verbesserung der Umwelt
  • Repräsentant der Dimension „Prozess“

 

(Haupt-) Aufgaben

  • Entwickelt ein Verständnis für die Erwartungen und Anforderungen des Kunden
  • Unterstützt die lang- und mittelfristige Planung sowie die Identifizierung von Möglichkeiten über Teamgrenzen hinweg zu arbeiten
  • Erstellt eine grobe Schätzung, die erforderlich ist, um die Einträge im Product- and Feature Backlog zu realisieren
  • Detailplanung: Aufschlüsselung der Anforderungen (z.B. Epics), Erstellen von Stories, Akzeptanzkriterien, Schätzungen des Aufwands/Komplexität
  • Überwacht Fortschritt und Status innerhalb jeder Iteration (Sprint) durch Aktualisierung des Status und der verbleibenden Aufwände für ihre Stories (Jira, Daily, Planning, Review, Retrospektive)
  • Versucht, vereinbarte Ziele (mit dem Product Owner) unter den tatsächlichen Umständen so gut wie möglich zu erreichen und sicherzustellen, dass am Ende jedes Sprints qualitativ hochwertige Ergebnisse geliefert werden
  • Bei Bedarf Unterstützung des Product Owners bei der Ableitung von Korrekturmaßnahmen
  • Das agile Team als Ganzes ist für die Lieferung verantwortlich
  • Kontinuierliche Verbesserung der Teamleistung durch Anwendung des Prinzips "beobachten, lernen und anpassen".
  • Das Gesamtwissen jedes Einzelnen trägt zum Erfolg des Teams bei
  • Selbstorganisation und Selbstverwaltung innerhalb vorgegebener Richtlinien
  • Zeichnet sich durch Transparenz, Wertschätzung, eine Kultur des Vertrauens und der gegenseitigen Unterstützung aus



Scrum Master

  • Moderator, Coach, Mentor
  • für die Anwendung agiler Prinzipien, Prozesse und Verhaltensweisen innerhalb des Teams
  • verantwortlich für die Fähigkeiten eines engagierten Teams von bis zu 8-15 Personen

Verantwortung

  • für Kompetenz und Arbeitsumgebung zur Unterstützung von Leistung und Wertschöpfung
  • für kontinuierliche Verbesserung und Lernen auf ideologischer und methodischer Ebene
  • Repräsentiert die Dimension der „Fähigkeiten“


(Haupt-) Aufgaben

  • Aufrechterhaltung der kurz-, mittel- und langfristigen Teamfähigkeit (Wissensprofil des Teams und der Arbeitsumgebung) auf Anforderung des Produkteigentümers und/oder der Entwicklung auf der Grundlage von Rückständen
  • Erhält die Selbstmotivation und Selbstorganisation innerhalb des Teams aufrecht
  • Beseitigt organisatorische Hindernisse, die auf der Priorität des Hindernisses basieren
  • Verhindert, dass ablenkende Einflüsse und jegliche versuchte "Einmischung" das Team erreicht 
  • Kooperiert
    • mit dem Product Owner bei der Priorisierung von Teamaufgaben zur Leistungsverbesserung
    • mit Teamleitern beim Umgang mit Konflikten, Abhängigkeiten und Hindernissen
    • als Teil einer Scrum Master Community zur Verbesserung der Umgebung und der Teamfähigkeit
  • beobachtet Fortschritt und Status innerhalb jedes Zyklus
  • unterstützt bei der Bewertung von Fortschritt und geleisteter Arbeit, um eventuell notwendige Änderungen zu ermitteln
    • Wie ist der Stand der Dinge?
    • Was haben wir erreicht?
    • Sind wir da, wo wir sein wollten?
  • Entwickelt und verbessert sowohl den Teamprozess als auch den Scrum-Prozess und Methoden zur Optimierung der Teamleistung
  • Moderiert die täglichen Standups und Retrospektiven; bereitet Planungssitzungen vor


Product Owner

  • Technischer Experte, Organisator, Mediator
  • Verantwortlich für die Implementierung von Architekturelementen, z.B. Funktions-, Subsystem-, Modulanforderungen und die Maximierung ihres Wertes in Zusammenarbeit mit anderen
  • Verantwortlich für das Ergebnis eines engagierten Teams von bis zu 8-15 Personen

Verantwortung

  • für Ergebnisse durch Umsetzung der Produkterwartungen (z.B. Funktionalität, Qualität, Zeit)
  • für die Maximierung des Unternehmenswertes durch Priorisierung von Posten u.a. auf der Grundlage von Kosten-Nutzen-Analyse, Zeitkritik und Risikominderung
  • für Transparenz bei Planung, Verfolgung und Status der Fortschritte
  • Repräsentiert die Dimension des „Produktes“

(Haupt-) Aufgaben

  • Repräsentiert die internen/externen Stakeholder (Produktmanager und Kunden) gegenüber dem Team
  • Konzentriert sich auf die funktionalen und geschäftlichen Aspekte der Feature- oder auch Subsystementwicklung. 
  • Wird vom Quality Product Owner in Fragen der Produkt- und Prozessqualität und vom Safety Produc Owner in Fragen der funktionalen Sicherheit unterstützt.
  • Vertritt die Produkt- und Feature-/Subsystem-Vision, d.h. die Produktanforderungen
    • Was muss erreicht werden, um die Produktanforderungen der Kunden zu erfüllen und den Geschäftserfolg sicherzustellen?
  • Verantwortlich für
    • Formalisierung von Produkt- und Kundenanforderungen im Feature Backlog
    • Priorisierung von Feature-Backlog-Einträgen und Erstellung eines Feature-Release-Plans
    • Maximierung der Wertschöpfung des lokalen Teams durch Priorisierung von Elementen u.a. auf der Grundlage einer Kosten-Nutzen-Analyse, zeitlicher Kritikalität und Risikoreduzierung, z.B. durch Methoden wie Weighted Shortest Job First (WSJF) in Verbindung mit der ganzheitlichen Wertschöpfung z.B. der übergeordneten Produktentwicklung
  • Arbeitet zusammen mit 
    • dem Team während der Vorbereitung, Priorisierung, Planung und Fortschrittsverfolgung von Backlog-Items
    • dem Scrum Master, um das Befinden und die Leistung des Teams zu beobachten und zu verbessern
    • den Teamleitern, Scrum-Mastern und Product Owners beim Umgang mit Konflikten
  • treibt die detaillierte Analyse und Planung (Backlog-Verfeinerung & Sprint-Planung) voran, um die Erwartungen, Anforderungen und detaillierten Arbeitspunkte mit der Entwicklung zu klären
  • Nimmt an der Analyse, Planung (Verfeinerung des Product Backlog & Planung) auf übergeordneter Produkteben teil, die vom Produktmanager geleitet und vom Release Train Engineer unterstützt wird
  • Verwendet die „Definition of Done", um die Ergebnisse der Teams während der Sprint-Review zu akzeptieren
  • Leitet bei Bedarf Korrekturmaßnahmen ab, die von der Entwicklung unterstützt werden 
  • Erstellt auf Anfrage klassische Status- und Fortschrittsberichte
    • auf die Bedürfnisse der Interessengruppen einzugehen
    • die Zusammenarbeit mit anderen Teams auf der Grundlage festgestellter/bekannter Abhängigkeiten oder Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu steuern.

Quality Product Owner (Qualitätsmanager)

  • Experte, Coach und Beobachter 
  • für die Umsetzung der Qualitätsanforderungen, Entwicklungsprozesse und -methoden

  • Vertretung der unabhängigen Qualitätssicherung
  • Schwerpunkt des Quality Product Owner ist die Sicht auf die Produkt- und Prozessqualität. Unterstützt durch die funktionale und wirtschaftliche Sicht (Product Owner) und die Sicht auf Funktionale Sicherheit (Safety Product Owner)
  • Beobachtung der Umsetzung von Qualitätsstrategie und Qualitätszielen
  • Sicherstellung, dass notwendige Qualitätsanforderungen in den Backlogs und zugehörigen Anforderungsbeschreibungen enthalten sind
  • Unterstützung des Entwicklungsteams 
    • im Aufsetzen interner Q-Aufgaben und Prüfung von deren Umsetzung bzw. Anwendung
    • bei der Auswahl passender Entwicklungsprozesse und -methoden (Tailoring)
  • Beteiligung am Sprint Review zur Abnahme des Ergebnisses und ggf. in der Retrospektive, um Verbesserungspotentiale aus der Außensicht einzubringen
  • Darstellung einer wichtigen, inhaltlichen Brücke zwischen dem lokalen Fokus des Teams und der organisationsweiten Sicht


Safety Product Owner (Safety Manager)

  • Experte, Coach und Beobachter
  • für die Umsetzung der Anforderungen, Prozesse und Methoden zur funktionalen Sicherheit
  • Schwerpunkt des Safety Product Owner ist die Sicht auf die Funktionale Sicherheit. Unterstützt durch die funktionale und wirtschaftliche Sicht (Product Owner) und die Sicht auf Produkt- und Prozessqualität (Quality Product Owner)
  • Unterstützung bei der Interpretation, Detaillierung und Priorisierung der Anforderungen zur Funktionalen Sicherheit im Product Backlog
  • Verantwortlich für Safety Planung und Monitoring
    • Festlegung und Einlastung der notwendigen Aktivitäten für funktionale Sicherheit (u.a. Reviews, Audits, Safety Assessments)
    • Prüfung und ggf. Erweiterung der „Definition of done (DoD)“ auf vollständige Umsetzung der (Norm-)Anforderungen für funktionale Sicherheit (z.B. Methodenanwendung)
  • Prüfung der Umsetzung von Aktivitäten zur funktionalen Sicherheit und der erweiterten DoD
    • Unterstützung des Teams bei der Moderation und Durchführung der Sicherheitsanalysen
    • Erstellung und Pflege des Sicherheitsnachweises
    • Beteiligung am Sprint Review zur Abnahme des Ergebnisses und ggf. in der Retrospektive, um Verbesserungspotentiale aus der Außensicht einzubringen
    • Darstellung einer wichtigen, inhaltlichen Brücke zwischen dem lokalen Fokus des Teams und der organisationsweiten Sicht zur funktionalen Sicherheit


Supporting Leader

  • Organisator, Vermittler, Mentor 
  • für die Behebung organisatorischer Hindernisse und Erhaltung einer Kultur der verteilten Verantwortung und Selbstorganisation
  • Unterstützung des Scrum Master bei der Beseitigung von Hindernissen
  • Unterstützung des Product Manger/Product Owner gegenüber Kunden und anderen Stakeholdern
  • Moderation bei Konflikten zwischen Teams/Scrum Master und Product Owner
  • Unterstützung der Product Owner und Scrum Master bei Kompetenzverteilung, Kompetenzerhaltung, Kompetenzaufbau über Teamgrenzen hinweg
  • Beteiligung an Retrospektiven, um selber Defizite und Verbesserungspotentiale zu identifizieren
  • Schaffung einer Kultur der verteilten Verantwortung und Selbstorganisation
    • durch eine geeignete Vision, Leitbild und Strategie
    • durch Transparenz und Vertrauen
    • durch Wertschätzung und konstruktives Feedback
    • durch Verlässlichkeit und Selbstreflektion
    • durch eigenes Denken, Kommunizieren und Handeln (Vorbild)

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